Das hervorragende politische Ereignis ist die französische Julirevolution (1830). Die fortschrittlichen Kräfte in Deutschland kommen wieder die Bewegung. Deutschland war immer noch ein zersplitterter Feudalstaat und der Kapitalismus hatte nur im ökonomischen Gebiet gesiegt. Ab 1840 spitzten sich die Gegensätze zu, und die Entwicklung führte zu einer Revolution, die im März 1848 stattfand, aber die von der deutschen Burgsasse nicht zu Ende geführt wurde. Aus Angst vor dem jungen Proletariat verband sich die Burgsasse mit dem Feudaladel. Damit verriet sie ihre eigenen Interessen und die Interessen des gesamten deutschen Volkes.
Die 1. proletarische Vereinigung wurde 1836 gegründet und nannte sich “Bund der Gerechten”. Die Anfänge einer sozialistischen Presse gab es in der Zeitung “Vorwärts”. Hier erschienen politische Gedichte, Flugblätter und diese Publikationen werden als Anfang der proletarisch-revolutionären Literatur angesehen. Die Zeit vor 1848 war eine Periode gesellschaftlicher Unruhen. In den Literaturwerken wird diese gesellschaftliche Situation widergespiegelt. In starker Maße werden soziale Themen gestaltet. “Die Rheinische Zeitung” bekam eine besondere politische Schärfe durch die Mitarbeit von K. Marks. In der Zeit vor der Revolution und während der Revolution wurden besonders die kleinen literarischen Formen gepflegt: das Gedicht, das Lied, das Flugblatt (Flugschrift), die kleine Szene (Agitprop – Agitationspropaganda).
Das Schreiben von Roman kostete zu viel Zeit, und man konnte kaum aktuelle Fragen behandeln. Dichter der kleinen Formen waren August Heinrich Hoffmann von Fallersleben Herwegh, Weerth, Büchner, Heine, Freiligrath.
Heine und Weerth riefen in ihren Werken nicht nur zur Revolution auf, sie kritisierten bereits die gesellschaftlichen Erscheinungen des Kapitalismus. Sie machen sich zu Sprechern des jungen Proletariats, so z.B. Heine in seinem 1844 erschienenen Gedicht “Die schlesischen Weber”.
In der Zeit des Vormärz gründete sich eine Gruppe von Schriftstellern unter dem Titel “Junges Deutschland”. Zu dieser Gruppe gehörten Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Theodor Mundt, Ludolf Wienbarg. Ihre Ziele waren fortschrittlich, sie forderten einen Staat mit einer Verfassung, Pressefreiheit, gleiche Rechte für Frauen und Juden. Die Vertreter des “Junges Deutschland” kritisierten zwar den feudalen Staat, erkannten aber nicht die Kraft des Proletariats, deshalb lichten sie kleinbürgerliche Opportunisten, und ihre Literatur. Leistung war insgesamt nicht sehr groß.
In den 30-er Jahren des XIX. Jahrhundert erscheinen Werke, die sich kritisch mit der gesellschaftlichen Realität auseinander sitzen, und man kann hier die Ansätze zum kritischen Realismus finden.
Ein Vertreter dieser Literatur ist Karl Leberecht Immermann (1796–1840). Er stellt die Entwicklung des Bürgertums im Vormärz dar und zweigte die Wiedersprüche zwischen den alten Kräften der Gesellschaft, den Feudalsten und neuen Kräften, dem Bürgertum. Nach seinem Studium arbeitete Immermann als Justizbeamter im Rheinland. Seine literarische Tätigkeit begann mit dem Drama “Trauerspiel in Tirol”. Es gestaltet hier den Kampf des Tiroler Volkes mit seinem Volkshelden Andreas Hofer gegen die Herrschaft Napoleons.
Immermann nahm an dem Befreiungskriege teil und in der “Tiroler Geschichte” drückt er seine Begeisterung für die Befreiungsbewegung aus. Nach dem Vorbild von Goethes “Wilhelm Meister” veröffentlicht er einen familiengeschichtlichen Roman “Die Epigonen”. Später erschien noch seinen Roman “Münchhausen” (1836). Mit Hilfe der Satire zeigt der Autor, dass der Adel in der neuen Zeit keinen Platz mehr hat. Der 2. Teil dieses Romans ist besonders berühmt: “Der Oberhof”. Die Handlung spielt in Westfalen und der Held ist ein alter Hofschulze (Bauernsprecher), der Vertreter der bäuerlichen Demokratie ist. Immermann zeigte, dass es mit der Ruhe auf dem Lande bald vorbei sein wird.
Die plebejischen Schichten treten gegen die Ordnung auf dem Lande auf. Realistisch und lebendig werden viele Volksbräche in Westfalen dargestellt.
In die realistische Literatur des XIX Jahrhundert gehört auch eine adlige Schriftstellerin Annete von Droste-Hülshoff. Während ihres Studiums machte sie Bekanntschaft mit interessanten Germanisten, unter ihnen W. Grimm. Er lenkte ihr Interesse auf die Volkskunst. Sie sammelte Märchen und Volkslieder und schrieb eigene Gedichte. In ihrer Lyrik gestaltete sie, wie der Mensch die Natur erlebt. Als Prosawerk sind besonders bekannt die Fragmente. “Bei uns zu Lande auf dem Lande”, “Bilder aus Westfalen” und die Novelle “Die Judenbuche”.
Die Dichterin kritisierte ihre Zeitverhältnisse, sie war aber nicht Anhänger der revolutionären Bewegung. Durch ihre religiöse Erziehung glaubte sie, dass die Welt so sein müsse, und dass man das Leben der Armen durch Mitleid und Liebe verbessern könne.
In den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden die Forderungen des Bürgertums nach seinem Rechten immer Stärke. Das Bürgertum trat endgültig in der Opposition zum feudalistischen Stadts. Die kommende Revolution war im ganzen Land zu spüren. Viele bürgerlich demokratische Dichter schrieben Gedichte, in denen sie demokratische Rechte und Freiheiten für das Volk und nationale Einheit forderte. Es entstand eine politische Tendenzpoesie. Die Dichter nahmen das Erbe der Literatur der Befreiungskriege 1813–1815 wieder auf. Während die Gedichte der Befreiungskriege meistens patriotische der national übersteigerten Inhalt hatten, die Dichter der 40er Jahre gaben ihren Gedichten eindeutig sozialen Charakter.
Ferdinand Freiligrath einer der bedeutendsten Dichter. Die meisten Dichter kamen aus der bürgerlichen Mittelschicht, welche im industriellen stark entwickelten Westen Deutschlands zu Hause waren. Er war Sohn eines Lehrers, übte den Beruf des Kaufmanns aus. 1838 veröffentlichte er seine 1. Gedichtsammlung “Gedichte”. 1844 erschien die Sammlung “Glaubensbekenntnis”. In diesen Werken zeigte er eine neue Weltanschauung, er war zu den revolutionären Dichtern übergangen. Für seinen 1. Band erhielt er eine jährliche Unterstützung vom König in der Nähe von 300 Talern. Nach der Erscheinung des 2. Bandes 1844 verzichtete er auf die königliche Unterstützung, weil er nicht zum Schweigen gezwungen werden wollte. Das “Glaubensbekenntnis” wurde verboten, und Freiligrath verließ Deutschland. Er war einige Zeit in Brüssel, wo er K. Marx kennenlernte, 1846 fand er einen Arbeitsplatz als Kauf Mann in London.
Als Oppositionslyriker entwickelte er sich weiter, und 1846 erschienen 6 Gedichte mit eindeutig sozialistischem Charakter. Als in Deutschland die Revolution ausbrach, kehrte Freiligrath in die Heimat zurück, und mit den Liedern “Schwarz, Rot, Gold”, “Berlin”. “Lied dem Amnestierten im Ausland”, war er unter den Aufständischen”. Als der Verrat des Bürgertums schrieb er das Gedicht “Die Toten an die Lebendigen”. Freiligrath wurde als Trompeter der Revolution bezeichnet. Er wurde verhaftet, doch auf Grund des Protest der Bevölkerung, musste man ihn wieder frei lassen. “Neuen Rheinischen Zeitung”. Nach der Zerschlag Revolution ging er in Exil nach London, hier übersetzte er vor allem aus dem Englischen ins Deutsche. Seine politische Tätigkeit war beendet. Er fand keinen Zugang zur englischen Arbeiterbewegung, die zu dieser Zeit schon stark entwickelt war. 1866 kehrte Freiligrath nach Deutschland zurück, 1877 starb er.
Georg Herwegh (1817–1875) stammte aus dem Kleinbürgertum Schwabens. Er studierte an der Universität Thüringen Theologie und Jura, brach aber das Studium ab. Ab 1838 war Herwegh freischafender Schriftsteller und arbeitete für einige literarische Zeitschriften. Um dem Militärdienste zu entgehen, fuhr Herwegh 1839 nach Zürich. Hier entstand seine 1. Gedichtsammlung “Gedichte eines Lebendigen”. Er kämpfte für ein freies Dichterschaffen an der Seite des Volkes. 1842 machte er eine Reise durch Deutschland und fühlte überall Achtung und Verirrung. Er wurde vom König empfangen und hielt Rede in deren Folge er wieder aus Deutschland ausgewiesen wurde. 1843 erschien der 2. Teil der “Gedichte eines Lebendigen”. Hier sind 3 Gedichte von besonderer Bedeutung: “Die Partei”, “Das Bundelied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein”, “XVIII. März”. Herwegh blickte auf noch die gescheiterte Revolution der revolutionären Bewegung treu.
Georg Weerth (1822–1856) wurde als Sohn eines Geistlichen geboren, wurde Kaufmann, arbeitete als Buchhalter in Köln, ging 1843 als Kaufmann nach England. Hier lernte er F. Engels kennen, und fand Beziehungen zur englischen Arbeiterbewegung. Er wurde Mitglied des Bundes der Kommunisten und versuchte, die demokratischen Kräfte in Deutschland zu organisieren. Er war ebenfalls in der “Neuen Rheinischen Zeitung” tätig. Nach der Revolution war er Hauffmann und machte Reisen. 1856 starb er in Havanna In Kuba.
Fragen und Aufgaben zum Thema für die selbständige Arbeit:
1. Studieren Sie diese Periode in der Geschichte Deutschlands. Warum nennt man diese Zeit als Restaurationsepoche?
2. Welche literarischen Bewegungen existierten damals in Deutschland?
3. Wer gehört zu den wichtigsten Biedermeierlichen Autoren?
4. Welche Gattungen sind zu jener Zeit populär?
Aufgaben zum Seminar:
1. Der Aufschwung der demokratischen Bewegung in Deutschland Anfang der 30-er Jahre. “Das Junge Deutschland” und sein ästhetisches Programm.
2. G. Büchners historische und gesellschaftliche Ansichten. Seine Dramen “Dantons Tod” und “Woyzeck”.
3. H. Heine: Herausbildung seiner Weltanschauung:
a) Heines Schaffen bis 1830: das lyrische Ich im “Buch der Lieder”.
b) “Die Nordsee” als Höhepunkt der romantisch-philosophischen Lyrik “Reisebilder” und “Das Buch Le Grand”.
c) Heines Schaffen in den 30-er und 40-er Jahren des 19. Jhs.: publizistisches Schaffen und Protest gegen die Tendenzpoesie: “Atta Troll” und “Deutschland. Ein Wintermärchen”.
4. Dt. Literatur der Revolution von 1848: poetische Leistungen von G. Herwegh, G. Weerth und F. Freiligrath.
Literatur zu diesem Thema:
1. M. D. Stössel, Geschichte der dt. Literatur. S. 273 ff, 276 ff, S. 284.
2. E. A. Messerle, Deutsche Literatur, Teil 3, S. 176 ff, S. 221 ff, S. 215 ff.
3. M. I. Borowikow, Geschichte der dt. Literatur, Teil 1, Kap. 10, § 2,3, Kap. 11, § 2.
4. E. A. Messerle, Dt. Literatur, Teil 4, S. 15–32.
5. Шишкина, Смолян, Analytisches Lesen, L., 1974. S. 74–77.
6. Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, Leipzig, 1974. (Fontane, Raabe).